Hallux valgus
Mit modernen Operationstechniken lässt sich der Hallux valgus schonend und nachhaltig therapieren
Hallux valgus
Eine Fehlstellung des Grosszehen-Grundgelenkes stellt für meist eine erhebliche Belastung dar. Die Funktion des Fusses kann massiv beeinträchtigt werden und längerfristig starke Schmerzen verursachen. Mit den heutigen korrigierenden und rekonstruktiven Operationstechniken lässt dem Schiefstand der Grosszehe schonend und wirkungsvoll begegnen.
Worum geht es?
Der Schiefstand der Grosszehe (Ballenzehe) tritt häufiger bei Frauen in allen Altersgruppen auf. Die Fehlstellung ist weitaus häufiger erworben als angeboren. Der erworbene Hallux valgus tritt häufig begleitend zu einem Platt- oder Spreizfuss auf. Diese Fehlstellungen zwängen die Grosszehe in eine falsche Position, was zur Fehlstellung führt. Daraus entwickelt sich ein störendes und schmerzhaftes Überbein auf der Innenseite des Vorfusses. In späteren Stadien kann die Grosszehe die zweite Zehe unterwandern, und dort Probleme verursachen. Bei schweren Fehlstellungen ergibt sich auch häufig eine funktionelle Problematik, da der gesamte erste Strahl instabil wird und das Abdrücken des Fusses beim Laufen gestört ist. Im Endstadium bildet sich eine Arthrose des Grosszehen-Grundgelenkes, das heisst die Zehe steift ein.
Die Möglichkeiten der konservativen Therapie
Generell lässt sich eine bereits vorhanden Fehlstellung im Erwachsenem-Alter nicht mehr korrigieren. Daher sind Möglichkeiten der konservativen Therapie begrenzt. Mit entzündungshemmenden Umschlägen, einer Schiene zur Nacht und passendem Schuhwerk lassen sich die Beschwerden reduzieren. Weil der Hallux valgus den Vorfuss verbreitert, empfiehlt sich das Tragen von Schuhen mit ausreichend Platz.
Die operative Therapie als Option
Wenn die konservativen Massnahmen Versagen, gibt es die Möglichkeit eines chirurgischen Eingriffes. Da gibt es unterschiedliche Operationstechniken, wobei allen gemein ist, dass die Begradigung der Fehlstellung das Ziel ist. Damit wird der Vorfuss verschmälert und entlastet. Der Patient kann besser abrollen. Unter den zahlreichen chirurgischen Verfahren kommt das in Betracht, das den jeweiligen Patientenbedürfnissen am ehesten entspricht. Ausschlaggebend sind das Ausmass der Fehlstellung, Vorhandensein von Arthrose, das Alter der Patienten und seine Aktivitäten und die Beweglichkeit des Gelenkes. Dementsprechend reichen die chirurgischen Möglichkeiten von schonenden minimalinvasiven Massnahmen bei leichten Fehlstellungen bis hin zur aggressiveren Eingriffen mit Versteifung des Mittelfusses oder Grosszehengrundgelenkes bei schwersten Fehlstellungen und/oder Arthrose.
F.A.Q.
Wichtige und häufige Fragen zum Thema Hallux valgus
Mittels Übungen zur Verbesserung der Funktion und Kräftigung der Fussmuskeln kann in einem frühen Stadium z.B. mit Gyrotonic versucht werden, das Fortschreiten der Fehlstellung zu bremsen. Mittels Einlagen kann das Fusslängsgewölbe erhöht werden, um die deformierenden Kräfte auf die Grosszehe zu reduzieren. Liegt eine Fehlstellung bereits vor, ist diese ohne eine chirurgische Intervention nicht korrigierbar. Es kann jedoch mit physiotherapeutischen Massnahmen die Entzündung im Bereich der Grosszehe, und somit auch die Schmerzen, reduziert werden. Eine Hallux valgus Schiene kann die Fehlstellung nicht mehr rückgängig machen, kann jedoch die gereizte Kapsel über Nacht entlasten.
Unabhängig von der Art der operativen Versorgung ist es meistens möglich ab der 9. Woche nach der Operation wieder ein Auto zu fahren. Voraussetzung hierfür ist, dass bei der 6 Wochen Kontrolle im Röntgenbild der Knochen gut heilt, und auch die Kraft und das Gefühl für den Fuss ausreichend ist, um die Pedale bedienen zu können.
Die Arbeitsfähigkeit hängt von sehr vielen Faktoren ab: Art der Hallux valgus Korrektur, Heilungsverlauf, körperlicher Anspruch der Arbeitstätigkeit und andere. Generell kann man sagen, dass bei einer sitzenden Tätigkeit, vorausgesetzt der Patient kommt gut zur Arbeit oder macht Home Office, ab der 4. Woche eine sitzende Tätigkeit mit 50% aufgenommen werden kann. Arbeiten die mit einer sehr hohen Anspruch an die Füsse einhergehen (schwere Sachen tragen, lange Laufstrecken) können in den meisten Fällen erst ab dem 4. Monat mit voller Leistungsfähigkeit durchgeführt werden.
Wie bei der Arbeitsfähigkeit, hängt die Sportfähigkeit von zahlreichen Faktoren ab, wie z.B. der Art der Operation, Alter, Heilungsverlauf und der gewünschten Sportart. Generell ist es meist möglich nach der Röntgenkontrolle, ab der 7. Woche nach der Operation mit Sportarten ohne grosse Stoss-Belastung des Fusses anzufangen wie z.B. Fahren auf einem Ergometerfahrrad oder Schwimmen. Ab dem 4. Monat nach der Operation kann mit weiteren Sportarten angefahren werden wie z.B. Jogging im flachen Gelände, Wandern und auch Sprungsportarten. Die volle Leistungsfähigkeit ist jedoch in den meisten Fällen bei Amateur- Sportlern an erst ab dem 7. postoperativen Monat erreicht.
Da die Sportfähigkeit etwas sehr individuelles ist, muss im Einzelnen vor einer Operation besprochen werden wann eine Rückkehr zu der gewünschten Sportart möglich ist. Zudem bedarf es einer intensiven Kooperation mit den Physiotherapeuten,, welcher für die sportliche Rehabilitation zuständig ist.
Generell ist eine physiotherapeutische Behandlung nach einem Hallux valgus Eingriff sehr sinnvoll. Nach der Kontrolle und Fadenentfernung nach 2 Wochen, kann der Patient das erste Mal die Physiotherapie besuchen. Das Ziel hier ist es die postoperative Schwellung und die Schmerzen zu reduzieren und bereits an der Beweglichkeit des Grosszehengrundgelenkes zu arbeiten. Nach der Röntgenkontrolle nach 4-6 Wochen, kann der Physiotherapeut den Patienten bei der Rückkehr zur beruflichen Tätigkeit und Sportaktivitäten begleiten.
In den meisten Fällen werden bei Hallux valgus-Eingriffen, egal ob offen oder minimal-invasiv, Schrauben verwendet, deren Köpfe sich im Knochen versenken. Daher entfällt meist eine Metallentfernung. Sollten die Schrauben jedoch trotzdem stören, ist eine Entfernung ambulant möglich. Voraussetzung hierfür ist das der Knochen gut geheilt ist, dieses meist ab dem 7. Monat nach der Operation der Fall.
Bei jüngeren Patienten mit einer gesunden Knochensubstanz mit einer leicht- bis mittelgradigen Fehlstellung ist technisch ein beidseitiger Eingriff machbar. Im Einzelnen muss dies mit mir besprochen werden. Häufig ist es jedoch so, dass die Krankenhäuser in der Schweiz solch eine Behandlung bei jungen Patienten ablehnen, da es für sie unwirtschaftlich ist. Daher wird in den meisten Fällen die Gegenseite erst 3-6 Monaten nach Ausheilung der operierten Seite versorgt.
Technisch gesehen ist ein ambulanter Eingriff möglich, vorausgesetzt der Patient ist ansonsten gesund. Aus meiner Erfahrung ist solch ein ambulanter Eingriff jedoch nicht zu empfehlen. Bei der Korrektur des Hallux valgus wird eine Knochendurchtrennung durchführt, aus der es stärker Nachbluten kann, wenn man nicht im Anschluss sofort die Möglichkeit hat den operierten Fuss hoch zu legen. Ich empfehle daher in den meisten Fällen einen stationären Aufenthalt von 2 Nächten, dadurch ist die Gefahr einer Komplikation der Wunde deutlich geringer. Zudem haben die Patienten meist auch nach der Operation weniger Schmerzen und sind auch später zu Hause auf weniger Schmerzmittel angewiesen.
Die Dauer eines Hallux valgus Eingriffes hängt von der Operationstechnik ab:
Korrektur des 1. Mittelfussknochens mittels Chevron oder Scarf-Osteotomie (offen oder minimalinvasiv): 30 min
Korrektur mittels Versteifung des Mittelfussgelenkes (Lapidus-Arthrodese) 45-60 min
Korrektur über die Versteifung des Grosszehengrundgelenkes: 45 min
Müssen begleitend noch Eingriffe an den Zehen oder anderen Mittelfussknochen durchgeführt werden, kann sich die Dauer des Eingriffes entsprechend verlängern.
Generell kann es bei allen chirurgischen Eingriffen jeglicher Lokalisation und Art am Körper zu Komplikationen kommen. Einen 100% komplikationsfreien Eingriff gibt es leider nicht. Letztendlich hängt das Risiko des Eingriffes auch von zahlreichen Faktoren auf Seiten des Patienten ab: Vorhandensein eines Diabetes oder einer Rheumaerkrankung, Alter, Rauchen, Durchblutung des Fusses und andere.
Generell gibt es bei Hallux valgus-Eingriffen im Vergleich zu anderen Operationen am Fuss nur wenig Komplikationen. Die häufigsten Probleme die auftreten können, sind Wundheilungstörungen oder oberflächliche Infektionen. Diese können meist lokal gut behandelt werden. Tiefe Infektionen, Verschiebungen des Knochens oder Brüche oder Versagen der Schrauben treten insgesamt sehr selten auf, bedürfen dann aber meist einer chirurgischen Intervention. Stärkere Blutungen treten sehr selten auf. Bestimmte Medikamente zur Durchblutungsförderung (z.B Marcumar, Xarelto, Pradaxa, Plavix) müssen jedoch vor einer OP rechtzeitig pausiert werden. Nach der Pausierung muss allenfalls, je nach individuellem Risiko einer Thrombose, eine Thrombosespritze bis zur OP verabreicht werden. Aspirin 100 mg (Aspirin Cardio) kann problemlos um die Operation herum weitergenommen werden.
Im Bereich des Hautschnittes liegen Hautnerven, die die umgebende Haut mit Gefühl versorgen. Trotz sorgsamen Vorgehens seitens des Operateur, kann es zu einer Verletzung dieser Nerven kommen, die im schlimmsten Fall zu einer schmerzhaften Verdickung des Nervens (Neurom) führen können.
Annalisa Lüthi
winortho@hin.ch
Sadiye Benz
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